FIZ Karlsruhe forscht an Frühwarnsystem gegen Cyberkriminalität

08. März 2019 – Wir ahnen es nicht nur, inzwischen wissen wir es: Digitale Identitätsdaten, Konto- oder Kreditkarteninformationen sowie E-Mail-Adressen und Passwörter werden in großen Mengen von (Cyber-) Kriminellen gesammelt. Erst zu Jahresbeginn wurden in großem Stil private Daten von Politikern und Künstlern illegal im Internet veröffentlicht. Doch in den meisten Fällen bemerken wir nicht einmal, dass wir Opfer einer Straftat geworden sind. In dem  Verbundprojekt EIDI „Effektive Information nach digitalem Identitätsdiebstahl“ entwickeln Forscher von FIZ Karlsruhe deshalb zusammen mit renommierten Partnern eine angemessene, proaktive Benachrichtigung und effektive Warnung betroffener Personen – also eine Art Frühwarnsystem.

Dies geschieht durch die Erforschung technischer Verfahren, die Datensätze auf Identitätsinformationen hin analysieren und verarbeiten können. Bei der Aufklärung von Cyberkriminalität gelangen Strafverfolgungsbehörden und IT-Sicherheitsforscher häufig an umfangreiche Daten, die öffentlich zugänglich sind. Im Zuge ihrer Recherchen bestätigte sich für die Forscher diese Problematik. Adäquate Schutzmaßnahmen sind also dringend notwendig.

Doch wie kann ein effektiver Schutz der digitalen Identität durch den Staat aussehen; muss das IT-Sicherheitsrecht erweitert und verschärft werden? Kann und darf die Sammlung und Erkennung öffentlich verfügbarer digitaler Identitäten datenschutz- und grundrechtskonform automatisiert werden? Bestehen Möglichkeiten der Haftung bei Beeinträchtigung und Missbrauch digitaler Identitäten?

Interdisziplinäre Forschung für IT-Sicherheit

Diese und weitere Forschungsfragen werden im Projekt EIDI interdisziplinär behandelt, denn sie betreffen verschiedene Rechtsgebiete wie Staats-, Datenschutz-, Straf- und Haftungsrecht. Oliver Vettermann, Mitarbeiter im  Forschungsbereich Immaterialgüterrechte in verteilten Informationsinfrastrukturen (IGR) bei FIZ Karlsruhe: „Datenschutz und technischer Fortschritt müssen ineinander greifen, damit digitale Identitäten wirksam geschützt sind. Das Projekt ist dabei ein wichtiges Puzzleteil.“

Kernaufgabe von EIDI ist neben der Identifikation von Missbrauch die Benachrichtigung und Warnung der Betroffenen. Hier wird größter Wert auf Verständlickeit gelegt, damit die Betroffenen die Art des Missbrauchs ihrer Daten verstehen und notwendige Schritte einleiten können. Gleichzeitig dürfen solche Warnungen nicht zu häufig vorkommen, sonst geht die nötige Aufmerksamkeit verloren. Ein dritter, wichtiger Punkt ist die Rechtssicherheit solcher Warn- und Überprüfungssysteme.

Fabian Rack, ebenfalls Mitarbeiter im Forschungsbereichs IGR, welcher über eine gleichnamige Professur eng mit dem Karlsruher Institut für Technologie (KIT) verbunden ist, erläutert: „Banken, Shops oder Soziale Netzwerke sind verpflichtet, ihre Nutzerinnen und Nutzer über Datenverluste zu benachrichtigen. EIDI trägt dazu bei, dass diese Benachrichtigung überhaupt erfolgen kann – zum Beispiel, wenn die Plattformen den Verlust selbst gar nicht mitbekommen.“ Als Partner von FIZ Karlsruhe fungiert deshalb im Projekt EIDI neben der Universität Bonn als Konsortialführer, der Uni Duisburg-Essen und dem Unabhängigen Landeszentrum für Datenschutz Schleswig-Holstein vor allem auch die XING AG als großer Indentitätsprovider.

EIDI wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert und läuft noch bis zum 31. Dezember 2019. Nähere Informationen finden sich auf den Webseiten von FIZ Karlsruhe und der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn.

(uf)